FUST-Initiative: Integriertes Wildtiermanagement

wienerwaldDer Förderungsverein für Umweltstudien Tirol ist eine der wenigen Institutionen, die über jahrzehntelange Erfahrungen mit nachhaltiger Landnutzung im Alpenraum verfügen. Umfangreiches und kontinuierlich gesammeltes Datenmaterial dokumentiert u. a. die Auswirkungen von überlappender und konkurrierender Landnutzung auf die Tierwelt und deren Lebensräume. Vor allem in den intensiv genutzten Regionen treffen Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Jagd und verschiedene Freizeitbeschäftigungen aufeinander, was zu einer Vielzahl von Konflikten führt, z. T. mit negativen Folgen für die heimischen Wildtiere.

Schnelles und lineares Konfliktmanagement („Hier das Problem, dort die Lösung”) erwies sich oft als unzureichend und ließ vor allem die Betrachtung im gesamten Wirkungsnetz, d. h. die weiteren und späteren Auswirkungen auf Landnutzung und Ökosystem, unbeachtet. In früheren Zeiten lag dies auch an fehlenden Kenntnissen und Erfahrungen.

In Zusammenarbeit mit dem FUST-Tirol entwickelten Wissenschaftler aus Österreich und Deutschland praxisorientierte Methoden, um wichtige Schnittstellen wie auch positive und negative Zusammenhänge zwischen wild lebenden Populationen, Lebensräumen und verschiedenen Formen der regionalen Landnutzung erkennen und bewerten zu können. Die wichtigsten Projektergebnisse sind vier operative Sets von Prinzipien, Kriterien und Indikatoren für ein integriertes nachhaltiges Wildtiermanagement, das sich auf die großen regionalen Landbenutzergruppen Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Jagd und Freizeit-Management konzentriert.

Mittels Selbst-Evaluation wird jede der vier genannten Gruppen – bestehend aus Privaten, Organisationen und Behörden – ihren jeweiligen Einfluss auf die Thematik der drei übrigen Gruppen beschreiben und bewerten, insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Daraus können Empfehlungen für ein integriertes nachhaltiges Wildtiermanagement und regionalspezifisches Monitoring abgeleitet werden. Die Projektergebnisse dienen der Vermeidung, Minderung und Auflösung von Landnutzungskonflikten sowie zur Integration von Wildtieren mit der Zielsetzung einer nachhaltigen regionalen Landnutzung.

Aktuelles Projekt in einer intensiv genutzten Region ist die integrierte Bewertung der Nachhaltigkeit von mehreren Land-User-Gruppen im Bereich des „→ Biosphärenparks Wienerwald” mit dem Fokus „Wildtiere, Lebensraum und nachhaltige Landnutzung” (Friedrich Reimoser 2012: Towards integrated wildlife management in the Vienna Woods: http://www.iucn.org/about/union/commissions/sustainable_use_and livelihoods_specialist_group/sulinews/issue_2/sn2_viennawoods/).

Ergebnisse lassen sich von der Homepage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften per download herunterladen: http://epub.oeaw.ac.at/?arp=0x002b150e (deutsche Version 2009, englische Version 2012).

Das Projekt ist eine Weiterentwicklung früherer Studien über nachhaltige Jagd unter Berücksichtigung der „drei Säulen” der Nachhaltigkeit (ökologische, ökonomische und soziokulturelle Komponenten) in Übereinstimmung mit den internationalen Konventionen über die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen (CBD, IUCN); download auf der Internetpräsenz des Österreichischen Umweltbundesamtes:http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/newsarchiv_2012/news_120130/ und http://www.biologischevielfalt.at/
nachhaltige-nutzung/kriterien-und-indikatoren-einer-nachhaltigen-jagd/

Diese waren eine Grundlage z. B. für die IUCN / SSC / ESUSG Leitlinien für nachhaltige Jagd in Europa (ESUSGWISPER 2006) und die Europäische Charta über Jagd und Biodiversität (2007).
FUST-Tirol (F. Reimoser, G. R. Pelz) 2012/2016

Foto: Landschaft im Biosphärenpark Wienerwald (F. Reimoser)

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