DI Artur Perle & WM Ludwig Messner (2006)
Erfahrungen mit Einzelbaumschutz im Forschungsprojekt des FUST/Achenkirch
Auch weitgehend an den Lebensraum angepasste Wildstände schließen vorbeugende Maßnahmen zur Verhütung von Wildschaden zumindest für seltene Baumarten nicht aus. Zum Schutz einzelner Pflanzen bietet der Handel eine breite Palette von Vorkehrungen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen an. Über sieben Jahre Erfahrungen mit mechanischem Einzelschutz in schneereichen Gebirgsrevieren sollen Tipps zur Ausführung und Eindrücke der Autoren zu verschiedenen Arten der Schutzvorrichtungen geben.
In den Jahren 2000 bis 2005 wurden in den Forschungsrevieren des FUST in zehn Waldrandverbesserungsprojekten insgesamt ca. 1.850 seltene Baume und Sträucher, so genannte „Juwelen des Waldes“, gepflanzt. Das Land Tirol unterstützt seit nunmehr neun Jahren die Aufforstung seltener Bäume und Sträucher an Waldrändern. Die Abteilung Umweltschutz stellt dafür Mittel aus dem Naturschutzfonds zur Verfügung.
Erfahrungen aus der Praxis
Der notwendige Schutz der Laubbäumchen, besonders vor Verbiss und Fegen, wurde auf Kosten des Projektswerbers mittels verschiedener Arten von Baumschutzgittern, -säulen und ähnlichem durchgeführt. Dies brachte Erfahrungen über die sachgemäße Durchführung der Schutzmaßnahmen, ihre Wirkungsweise und prinzipielle Schwächen einiger Schutzvorkehrungen zutage.
Haltbarkeit kritisch
Die Praxis hat gezeigt, dass es mit dem Anbringen des Schutzes keinesfalls getan ist. Unabhängig von der Art des Schutzes war es notwendig, besonders nach der Schneeschmelze Pflöcke nachzuschlagen, aufzurichten oder gar zu erneuern. Ein Schwachpunkt waren die durchaus massiven Holzpflöcke. Vereinzelt sind nicht imprägnierte Fichtenholzsäulen auf feuchten Standorten bereits nach zwei Wintern im Bereich des Oberbodens gebrochen. Jedenfalls muss man zu imprägnierten Pflöcken oder zu Lärchenholzsäulen raten.
Mit im Handel angebotenen Bambuspflöcken oder Pflöcken aus Kunststoff oder Metall wurde nicht experimentiert. Da Pflanzen, die auf Grund gebrochener Pflöcke nach dem Ausapern mit samt dem Schutz meist flach am Boden liegen und dadurch schwer verletzt werden, empfiehlt sich eine Kontrolle und eventuelle Instandsetzung sofort nach der Schneeschmelze.
Zum Teil mussten ausgerissene Netze, Gitter, aber auch steife Säulen neu befestigt werden. Leider wurden die Reparaturarbeiten und der Ausfall der Bäumchen nicht dokumentiert, sodass nur der Eindruck, nicht aber eine Auswertung wiedergegeben werden kann. Ein Ausfall der Pflanzen passierte meist bereits innerhalb der Schutzvorrichtung, ohne dass die Ursache herausgefunden werden konnte. Vom Ausfall dürften aber geschlossene Systeme stärker betroffen sein als Netze oder Gitter.
Auffallend waren Einzelfälle: Triebe in runden oder eckigen Säulen waren abgestorben, während Äste, die durch ein Loch oder eine Öffnung zur Befestigung ins Freie gewachsen waren, überlebten.
Gitter und Netze sind teilweise derart grobmaschig, dass Äste nach außen wachsen. Damit droht die Gefahr, dass die Pflanze durch das Setzen des Schnees oder der Schutzhülle mit dem Schnee verletzt wird. Besonders Netze und zu weiche Gitter können im Bereich der Befestigung reißen oder mit der Pflanze knicken, wenn der Pflock außerhalb des Schutzes steht.
Es ist nicht notwendig, Gitter oder Netze am oberen Rand umzubiegen, um Verletzungen der Pflanze in diesem Bereich zu verhindern. Dies erhöht nur die Angriffsfläche für den Schnee und verringert die Höhe des Schutzes.
Besondere Maßnahmen bei hohen Schneelagen
Bei sehr großen Schneehöhen könnte es bei steifen Netzen oder Gittern Sinn machen, die Schutzhülle am Pflock, der innerhalb des Gitters oder Netzes geschlagen wird, gar nicht zu befestigen. Bei der Kontrolle nach dem Ausapern könnte es zwar dann notwendig werden, das Gitter bzw. Netz wieder etwas noch oben zu ziehen, Beschädigungen könnten so aber vermieden werden. Das Gitter könnte auch mittels Holzlatte mit mehreren kleinen Nägeln am Pflock befestigt werden, dies sollte ein Ausreißen verhindern - zumindest bei mäßigen Schneehöhen. Dadurch würde der Platz für die Pflanzen auch nicht weiter eingeengt, wie dies bei der Verwendung von Kabelbindern oft passiert. Diese rutschen meist nach unten, wenn sich der Schnee setzt, sodass auch so der Schutz im Frühjahr nach oben gezogen werden muss. Werden Kabelbinder zusätzlich gegen ein Abrutschen am Pflock gesichert, können sie ausreißen.
Auf Grund der Erfahrungen werden wir ausreichend hohen, sehr engmaschigen und möglichst steifen Gittern mit einem größeren Durchmesser den Vorzug geben. Ein stabiler Lärchenpflock wird ausreichend tief innerhalb des Gitters bergseitig geschlagen. Der Pflock muss mindestens die Höhe des Gitters behalten. Das Gitter wird nicht umgestülpt und so am Pflock befestigt, dass ein Ausreißen möglichst verhindert wird. Dafür sind locker angebrachte Kabelbinder gut geeignet. Man nimmt dabei in Kauf, dass das Gitter nach der Schneeschmelze wieder nach oben gezogen werden muss. Besonders in windgeschützten Lagen sind auch unbefestigte Gitter denkbar.
Der Schutz muss seine Wirkung ausüben, bis die Pflanze dem Äser entwachsen ist. Solange die Schutzvorkehrungen intakt sind, werden sie sinnvoller weise über diesen Zeitpunkt hinaus belassen, da neben dem Verbiss- und Fegeschutz auch ein Schutz vor Schälung gegeben ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz des Aufwandes der Schutz wertvoller Mischbaumarten vor Wild- und Weideschäden durch mechanische Schutzvorkehrungen eine vertretbare und gute Möglichkeit ist, um ausgewählte Pflanzen aus der Verbisszone und vor Fegeschäden zu retten. Dazu ist eine zeitgerechte und gewissenhafte Wartung eine unbedingte Voraussetzung.