Dr. Wolfgang E. Burhenne ✝
Als engagiertes Vorstandsmitglied prägte Wolfgang Burhenne die Arbeit des FUST-Tirol seit dessen Gründung in den 1970er Jahren. Der weltweit angesehene Naturschützer verstand es meisterhaft, für seine Ziele zu begeistern und die fachliche Diskussion mit wertvollen Beiträgen zu bereichern – zuletzt noch in der Lenkungsausschusssitzung im Mai 2016. Nachhaltige Entwicklung und der Schutz der Alpen lagen ihm besonders am Herzen: Schon 1952 zählte Wolfgang Burhenne zu den Mitbegründern der Internationalen Alpenschutzkommission (CIPRA).
Wolfgang Burhenne war sein ganzes Leben beseelt davon für die Natur den rechtlichen Raum und Rahmen zu schaffen, der zu ihrem Schutz notwendig ist – und das in unermüdlicher und zäher Arbeit.
Sein umfangreiches Wissen in Umwelt- und Naturschutzfragen, Gesetzen und Verordnungen erweiterte er bis ins hohe Alter durch ein außergewöhnlich aktives Engagement in mehreren nationalen und internationalen Organisationen. Schon 1950 vertrat Wolfgang Burhenne die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild in der zweiten Generalversammlung der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUPN, heute IUCN) und prägte über den Internationalen Rat zur Erhaltung der Jagd und des Wildes (CIC), wie auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) eine Vielzahl von Umweltgesetzen und multilateralen Abkommen. 1961 war er Mitunterzeichner des Manifests von Morges (der Gründungsurkunde des WWF) und bis zu seinem Tod maßgeblich an zahlreichen weiteren völkerrechtlichen Abkommen zum Arten- und Naturschutz beteiligt, insbesondere am Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES, 1973) – hier u. a. an der Einordnung der Jagd als nachhaltige Nutzung im Sinne des Arten- und Naturschutzes –, dem Bonner Übereinkommen zur Erhaltung wandernder Tierarten (CMS, 1979), der United Nations World Charter for Nature (1982), der UN Convention on the Law of the Sea (1982) und der UN Convention on Biological Diversity (1992).
Wolfgang Burhenne wuchs in einer traditionellen Jägerfamilie auf. Als 17jähriger zog man ihn unmittelbar nach dem Besuch des Gymnasiums zur Wehrmacht ein. Im Russlandfeldzug wurde er verwundet und 1941 wegen Unterstützung von KZ-Häftlingen und Waffenbeschaffung für den Untergrund noch im Lazarett verhaftet. Nach 37 Monaten im KZ Dachau und weiteren Konzentrationslagern gelang ihm 1945 die Flucht. Er begann ein Forst und Jurastudium und widmete sich auf nationaler und internationaler Ebene dem Naturschutz. 1953 war er an der Gründung der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft IPA in Bonn beteiligt, deren Geschäfte er lebenslang führte und hier maßgeblich an der Umweltschutzgesetzgebung mitwirkte.
Zusammen mit islamischen Juristen verfasste er u. a. erstmalig ein Umweltrecht des Islam. Gemeinsam mit seiner zweiten, aus Belgien stammenden Ehefrau Françoise Burhenne-Guilmin (✝ 2013), mit der er 43 Jahre verheiratet war, erarbeitete er in Zusammenarbeit mit der OAU (Organisation Afrikanische Einheit) die Afrika-Konvention (Algier Conservation Convention, 1968).
Vielfach wurde er geehrt und ausgezeichnet, u. a. mit zwei Ehrendoktortiteln, den Bundesverdienstkreuzen am Bande (1973) und der 1. Klasse (1978) wie auch dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2004) und den mit 200.000 US-$ dotierten Internationalen Umweltpreis der Vereinten Nationen (1991). 2011 erhielt er den Alpenpreis für sein Lebenswerk. Der Umweltrechtspreis der IUCN wurde nach ihm benannt: „W. E. Burhenne Award“.
Im Alter von 92 Jahren ist Wolfgang Burhenne am 6. Januar 2017 verstorben. Die Mitglieder des FUST-Tirol erinnern sich in großer Dankbarkeit an die jahrzehntelange, gemeinsame und erfolgreiche Zusammenarbeit. Seine Ideen und Gedanken bleiben uns und kommenden Generationen in vielen Schriften und Publikationen erhalten – leider nicht in einer Autobiografie über sein wirkungsreiches Leben. Doch wie er einmal bemerkte, war dies ganz in seinem Sinne: „Ich habe keine Zeit zurückzublicken – ich muss an die Zukunft denken”.
(Auswahl aus seinem umfangreichen Werk)